Lieben und Loslassen
32. Entspannungstherapiewoche 2017

Wie jemandem die zweiunddreißigste Sylter Entspannungstherapiewoche beschreiben, der oder die nicht dabei war? Sie war echt schön. Nee, wirklich! Ganz, ganz schön. Und wieder mal sehr besonders. Außen rum wunderbare Natur, wenn gleich noch norddeutsch temperiert. Erfahrene Sylt-Reisende hatten Wärmflaschen und allerlei Outdoor-Schick dabei. Etliche Spontan-Unterhaltungen auf Parkbänken, wenn der Wind nicht gerade zu kräftig wehte. Sturm ist nach friesischer Auffassung ja erst, wenn die Schafe Locken bekommen. Von daher gab’s dieses Jahr Wind. Mal auch kräftigere Brisen. Mehr aber nicht. Gleichzeitig schien oft die Sonne, was besonders zum gemeinsamen Sitzen in den 100 m entfernten Strandkörben mit Blick auf die Nordsee großartig war. Nicht nur dort viel fachlicher Austausch und noch mehr persönlicher. Denn über die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen sind seit Jahren „Wiederholungstäter“. Nur als Illustration: Kommt am letzten Tag die Tochter einer Kollegin zu Besuch, die schon seit ihrer Kindheit oft dabei war. „Plötzlich“ ist sie, wer hätte es gedacht, eine junge Frau und feiert just an dem Tag ihren 17. Geburtstag.

Diese Szenen, genauso wie alles Fachliche finden übrigens in einer Art temporärem Dünen-Dorf statt, in dem für sieben Tage und Nächte etwa 170 Kollegen und Kolleginnen zusammentreffen, zum Teil in halb in den Sand gebauten Parzellenhäuschen wohnend. Gemeinsames Essen in der Dünen-Mensa, gemeinsames Schlange-Stehen am Kaffee-Kiosk und manchmal 50 m bis zur Dusche laufen inklusive. Dabei wird viel und laut gelacht. Es gab aber auch melancholische Momente, z.B. weil Einzelne ankündigten, dass sie in zwei Jahren wohl nicht mehr kommen wollen, da sie in Ruhestand gehen und anderen Platz machen möchten. Klingt konsequent oder nobel, je nach Standpunkt, ist aber sehr schade. Überlegt es euch vielleicht nochmal! Das Motto der Woche „Lieben und Loslassen“ muss ja nicht auf alle(s) bezogen werden.

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des familiären Touchs ist die ETW zugleich eine hochkarätige Tagung ohne übermäßigen Schnickschnack (auch wenn manchmal etwas mehr Handy-Empfang echt nett wäre). Aber mit amtlicher „(Herzens-)Power“. Elf anregende Vorträge ausgewiesener Expertinnen und Experten. 26 Workshops von erfahrenen Seminarleiterinnen und -leitern zu Themen aus dem „Großraum der Entspannungsverfahren“. Geplantes und spontanes Kulturprogramm sowie Platz für Eigeninitiative, ob als Ad Hoc-Gruppe oder – weil vor Ort jetzt abends ein grotesk beleuchteter Flaschenautomat den Barkeeper mimt – als kleines, selbstorganisiertes Getränkekollektiv, dass die Überschüsse an Ärzte ohne Grenzen spendete.

Kleine, humorvolle Momente am Rande, die gar nicht unbedingt jede/r mitbekommen haben wird: Eine Band, die die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in den 1. Mai rock’n‘rollte, soulte und hillybillyte. Ist zwar Einigen spontan „doch etwas zu laut“ (irgendwas is‘ ja immer). Andere tanzen die Off-Beats aber so lange, bis die Kapelle Gewerkschaftspause macht. Am Tag der Arbeit selber dann ein Referent, der mit dem Satz eröffnet: „Guten Morgen! Ick glob, ick hab‘ gerad‘n Déjà-vu und ihr?“ Das gab dem bereits zuvor etwas irritierten Publikum den entscheidenden Hinweis. Den Referenten haben wir schon mal irgendwo gesehen! Nämlich am Vorabend als Sänger auf der Bühne zusammen mit seinen Musikerkollegen und seinen beiden Töchtern, die ebenfalls der Band angehören.

Ein weiteres Novum auf der ETW, ebenfalls nicht ohne (britischen) Humor: Zwei Vorträge in bestem Englisch von einer Kollegin, die seinerzeit die Britisch Autogenic Society mit gegründet hat und die sehr anschaulich machte, wie dort Autogenes Training praktiziert wird. Bei der Demonstration von weiterführenden „offloading exercises about anger“ hatte sie ihr Headset glatt vergessen und knöpfte sich zu Demonstrationszwecken gerade einen vermutlich realen Nachbarn fiktiv vor. „Oh really, Mister … you said to me…, don’t you? … Oops…“. Sie war sehr authentisch und drückte mit jeder Faser aus, was sie gerade referierte. Das Publikum war verzaubert und begeistert. Über den Hinweis, dass die Kollegin Krankenschwester ist und aufgrund dieses Grundberufes in der DG-E gegenwärtig leider nur außerordentliches Mitglied werden könnte, staunten zwar einige aber nicht alle verstanden diesen dezenten „Zaunpfahl“ bzw. wollten in verstehen.

Gewiss, alle Referate, Workshops und sonstigen „Programmpunkte“ waren Highlights. Ein sehr besonderes war aber sicherlich der letzte Plenarvortag am Freitag. „Ganz entspannt im dritten Reich“. Schwere Kost mit (scheinbarer) Leichtigkeit gekonnt vorgetragen. Der Referent hat mindestens eine halbe Wiener Bibliothek durchgelesen. Seine grobe Skizze der „Entspannungskultur“ der Nazi-Zeit ließ sich ziemlich direkt auf heutige Diktaturen oder Autokratien übertragen: Nicht nur solche Systeme erzeugen Stress und brauchen eine spezifische „Entspannungskultur“, damit die Wirtschaft und das Zusammenleben weiter funktionieren. Dazu wurden und werden auch klinische Entspannungsverfahren funktionalisiert („Take care!“). Genauso wirkte auch die Kriegsvergangenheit Einzelner – wie etwa Graf Dürkheim, dessen Bücher für viele in den 70er und 80er Jahren Standard waren – verstörend. Danach hätte eigentlich einmal ordentlich durchgelüftet werden müssen.

Trotzdem gelang irgendwie der Übergang zu einem gemeinsamen Abschluss für die Tagung. Ein ausführlicher Dank mit kleinen Geschenken an die Angestellten der Akademie am Meer, die uns gut bewirtet und sich freundlich um uns gekümmert haben. Ein tosender Applaus für die langjährige ETW-Organisatorin Dr. Claudia China, die dieses Amt genauso wie die Geschäftsstellenleitung an Eva Merotto weitereicht. Auch das „segnete“ das Auditorium. Viele schwärmerische Rückmeldungen aus den ganzen Workshops, eine davon eine kleine Tanzeinlage. Ganz am Ende des gemeinsamen Programms ein vierstimmiger, immer leiser werdender Kanon. Bis alle nur noch still summend zum Essen gingen. „Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König“. Hat sich mittlerweile schon etwas eingebürgert, trotzdem schwang auch hier die Wehmut mit. Denn am nächsten Morgen verstreut sich die kleine Gemeinde wieder in alle Himmelsrichtungen.

Viele Umarmungen. Viele gute Wünsche für zuhause. „Lieben und Loslassen!“ Joo. Soelvst. Bet in twee Johrn dennso. Mok goot!

Klingt geschönt oder übertrieben? War aber genauso. Glauben S’e nich‘? Unten sehen Sie die Zusammenfassungen der Workshops und Vorträge (DG-E-Mitglieder finden die Handouts einiger Vorträge im Mitgliederbereich), gleichfalls eine Zusammenfassung der Mitgliederversammlung (Das ausführliche MV-Protokoll ist im Mitgliederbereich einzusehen.), damit S’e auch wissen, wer und welche zum DG-E-Team gehören, hier eine kurze Übersicht.).
Und wenn S’e’s dann immer noch nicht glauben sollten – hier unsere fotografischen Sylt-Impressionen. Bitteschön!

Plenarvorträge

Psychosoziale Protektivfaktoren der Gesundheit. Konzepte, Forschungsstand und Implikationen für die Gesundheitsförderung (30.04.2017)
Prof. Dr. Ralph Viehhauser, Landshut

Auswirkungen von Medienkonsum auf die circadiane Rhythmik und das Ernährungsverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (30.04.2017)
DP Oliver Nass, Fulda

Zurück ins Leben finden- Wertearbeit in der psychiatrischen Klinik (01.05.2017)
Dr. med. Ronald Burian, Berlin, www.keh-berlin.de/de/ psychiatrisch-psychosomatische-tagesklinik-team-kontakt (Handout im Mitgliederbereich)

Akzeptanz und (Selbst-)Mitgefühl in der psychotherapeutischen Arbeit (01.05.2017)
Dr. med. Herbert Assaloni, CH-Winterthur www.zumbeherztenleben.ch (Handout im Mitgliederbereich)

Bewusstheit, Mut & Liebe: Die Funktional-Analytische Psychotherapie (FAP) (02.05.2017)
DP Norbert Schneider, Fürth

Als die „Seelenheil-Kunde“ zur „Seelen-Heilkunde“ heranwuchs und wie Prof. Dr. Johannes Heinrich Schultz 1902-32 dazu beitrug, dass sie eine professionelle wurde (02.05.2017)
DP Björn Husmann, Bremen, www.bjoern-husmann.de

Autogenic Training and Dr Wolfgang Luthe, Part I and II (03.05.2017)
Dip AP Jane Bird, UK-Watfurt, www.autogenic-therapist.co.uk/about

Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen im siebenstufigen Behandlungskonzept SBK (04.05.2017)
Dr. Georg Pieper, Friebertshausen, www.traumabewaeltigung.de

Die Verbindung mit anderen. Haltungen des Glücks. (04.05.2017)
DP Ralf Steinkopff, Berlin, www.epizentrum.info (Handout im Mitgliederbereich)

Ganz entspannt im Dritten Reich (05.05.2017)
Prof. Dr. Karl Baier, A-Wien, homepage.univie.ac.at/karl.baier (Handout im Mitgliederbereich)

Workshops

W4 Entspannung für Kinder
DP Dr. Volker Friebel, Tübingen

Im Rahmen einer kindgerechten Fassung des Autogenen Trainings werden verschiedene Zugänge zur Entspannung für Kinder praktisch vorgestellt und besprochen, unter anderem Entspannungsgeschichten, Fantasiereisen, Stillemomente, Atementspannung, Massage und einige spielerische Entspannungselemente. Dabei wird auch auf Unterschiede bei der Entspannungsvermittlung zwischen Erwachsenen und Kindern und der Wirksamkeit von Entspannung eingegangen sowie auf mögliche Probleme der Entspannungsvermittlung bei Kindern hingewiesen.

W5 Autogenes Training: Supervision plus ReFresh
DP Björn Husmann, Bremen

Ausgehend von den Fragestellungen der TeilnehmerInnen stehen die Klärung herausfordernder Lehrsituationen sowie die Reflexion der eigene (Arbeits-)Haltung als AT-AnleiterIn im Mittelpunkt. Die Supervisionsmethoden sind selbsterfahrungs-orientiert und richten sich flexibel nach dem individuellen Bedarf der TeilnehmerInnen. Der Workshop eignet sich ebenfalls gut für bereits erfahrende AT-AnleiterInnen.

W 7 Gelassenheit immer möglich. Achtsamkeitsarbeit trifft Selbsthypnose
DP Björn Husmann, Bremen

Im Fokus dieses Workshops steht die Förderung der persönlichen und therapeutischen Achtsamkeit mithilfe der AT-Fortgeschrittenenstufe (AT-Modifikation, „Auto-Hypnose“). Dazu werden wesentliche Aspekte der Achtsamkeitsarbeit ebenso vorgestellt, wie methodische und didaktische Grundlagen der AT-Fortgeschrittenenstufe (z.B. Folgen-/Reihenübungen, formelhafte Leitsatzbildung). Die praktische Beherrschung der AT-Grundstufe, die in diesem Workshop als „Basis-Meditation“ verstanden wird, und die Bereitschaft zur Selbsterfahrung werden vorausgesetzt.


W 9 Klinische Hypnose – Supervision
DP Daniel Wilk, Breisach

Besprechung und Erprobung von Basisregeln und Verhalten in der Hypnose. Die Supervision soll der Klärung von schwierigen Situationen und der Praxisberatung dienen. Voraussetzung: Eigene Erfahrungen in der Anwendung der Hypnose.

W 11 Vergangenheit ordnen mit Hypnosegeschichten
DP Daniel Wilk, Breisach

Vergangene Erlebnisse binden Energie, wenn sie durch unangenehme Erinnerungen Anspannung und Angst in die Gegenwart bringen. In den Geschichten, die ich in diesem Workshop vorstelle, werden einerseits die Integration unangenehmer vergangener Erlebnisse und andererseits die Erinnerung positiver Erfahrungen gefördert. So kann die Gegenwart leichter von der Vergangenheit getrennt erlebt werden. Im besten Fall fördern zuvor verletzende Erlebnisse die eigene Reife und Entwicklung. Die anregende und beruhigende Wirkung guter Erfahrungen wird zur Ressource für den Alltag. Der Workshop ist überwiegend selbsterfahrungsorientiert.


W 12 Hypnotherapie bei somatoformen Störungen und Schmerzen
DP Dr. Dietmar Ohm, Lübeck

Fragen der Indikation und Kontraindikation von Hypnose bei somatoformen Störungen, einschließlich Schmerzstörungen, werden erörtert. In praktischen Übungen werden Möglichkeiten der Induktion, der Trance-Vertiefung, der therapeutischen Nutzung und der Rücknahme demonstriert und geübt. An Beispielen aus der therapeutischen Praxis werden Möglichkeiten und Grenzen dieses Verfahrens aufgezeigt. Lernziele: Vermittlung von Informationen und Kompetenzen in Hinblick auf die Indikationsstellung und Durchführung von Klinischer Hypnose bei Schmerzen und somatoformen Störungen.


W 13 Einführung in Iyengar Yoga
Prof. Dr. Karl Baier, A-Wien

Iyengar Yoga ist eine weltweit verbreitete Schule des modernen Yoga. Sie hat ihren Namen von ihrem Schöpfer, dem aus Südindien stammenden Yogalehrer BKS Iyengar. Im Zentrum dieses Yoga stehen Haltungs-, Atem- und Entspannungs-übungen. Iyengar Yoga ist für seine präzisen Anleitungen bekannt. Die Übungen werden an die Fähigkeiten der einzelnen Übenden angepasst. Sie erweitern die Beweglichkeit und vertiefen das Wohlbefinden durch eine subtile Spannungs-balance. Die Entspannungs- und Atemübungen führen außerdem zu einer Erfahrung meditativer Ruhe und Stille. Der Workshop vermittelt Basiswissen in Bezug auf die Techniken der Körperarbeit im Iyengar Yoga. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.


W 14 Yoga in der Psychotherapie – warum, wann, was?
DP Thomas Richter, Bielefeld

Ist es sinnvoll Yogaübungen oder -Elemente in die psycho-therapeutische Arbeit zu integrieren? Wenn ja, wie mache ich das – und mit welchen Patienten (oder auch für mich selbst…)? Und welche Übungen könnten dann hilfreich sein? Von endgültigen Antworten auf diese Fragen sind wir noch ein ganzes Stück entfernt, aber einige Erfahrungen und Ideen dazu sollen in diesem Workshop vermittelt und erarbeitet werden – theoretisch und sehr yoga-praktisch. Yogakenntnisse sind hilfreich, aber nicht notwendig. Bitte bequeme Kleidung anziehen; eigene Matten, Decken und Kissen können gern mitgebracht werden.


W 15 Das Metakognitive Training bei Depression
Lisa McLean M.Sc., Hamburg

In der Depressionen treten verschiedene Arten von Denkverzerrungen auf, z.B. übertriebene Verallgemeinerungen wie „ich hab keine gute Arbeit abgeliefert, nie mach ich was richtig“. Genau dort setzt das Metakognitive Training (MKT) an. MKT ist in der Basis eine Variante der kognitiven Verhaltenstherapie mit metakognitivem Fokus. Das Training leitet Betroffene an, die meist automatischen und unbewussten Denkmuster zu erkennen. Teilnehmern werden Informationen über die depressiven Denkmuster spielerisch vermittelt und an einer Reihe von Beispielen veranschaulicht, um sie so praktisch erfahrbar zu machen. Darüber hinaus werden auch fehlerhafte Annahmen über die eigenen Denkprozesse sowie dysfunktionale Coping-Strategien (z.B. Gedankenunterdrückung; Grübeln zur Problembewältigung) bearbeitet. Der Workshop behandeln Themen wie Denken und Schlussfolgern, Gedächtnis, Selbstwert, Verhaltensweisen und Strategien sowie Wahrnehmen von Gefühlen.


W 16 Bedürfnisse in Balance – Orientierung im Stressgeschehen
DP Dr. Renate Mathesius, Markkleeberg

Die Bedürfnis- und Wertestruktur einer Person ist für ihr Stress-erleben (z.B. Bewertung von Stresssituationen), ihr Handeln und Verhalten im Stressgeschehen (z.B. Entscheidungen treffen), aber auch für eine gesundheitsförderliche Spannungsregulation (z.B. Achtsamkeit) von besonderer Bedeutung und stellt deshalb ein zentrales Thema im multimodalen Stresskompetenz-Training (MMSK) dar. Im WS nehmen Übungen zur Selbstreflexion/Selbstwahrnehmung hinsichtlich der persönlichen Bedürfnis- und Wertestruktur einen besonderen Raum ein. Ausgehend davon werden – in der Gruppe besonders interessierende – Schwerpunkte zum Zusammenhang von Bedürfnissen/Werten und Stressgeschehen heraus gearbeitet und beispielhaft bearbeitet. Themen könnten sein: Bedürfnisse und die grundlegenden Verhaltensstrategien „Verändern und Akzeptieren“; die „Passfähigkeit“ zwischen Bedürfnissen und persönlichen Zielen; Balance oder Widersprüche zwischen „meinen und deinen“ Bedürfnissen; welche Einflüsse haben im Lebensverlauf zur Herausbildung der persönlichen Bedürfnis- und Wertestruktur beigetragen, lassen sich im Altersgang Veränderungen beobachten?

W 17 Malen und Gestalten in der Psychotherapie
Kunstpsychotherapeutin Astrid Keimer, Lübeck

Der Workshop ist ein Angebot zur Selbsterkenntnis und Selbsterfahrung durch bildnerisches Gestalten. Im Malprozess werden unbewusste Ressourcen und Fähigkeiten aufgedeckt , die aktiv in der eigenen Lebensgestaltung einsetzen werden können. In künstlerisch-schöpferischer Atmosphäre halten wir inne und begeben uns mit Farben und Pinsel auf die eigene Spur. Alle anderen Themen treten für diesen Moment in den Hintergrund. Ungestört davon finden eigene innere und äußere Räume ihren Ausdruck. Individuelle Begleitung des kreativen Prozesses macht es auch für Anfänger leicht, das inspirierende, faszinierende und meditative der Malerei kennen zu lernen.


W 18 Bewusstheit, Mut & Liebe: Die Funktional-Analytische Psychotherapie (FAP)
DP Norbert Schneider, Fürth

Im Workshop werden wir – neben einer inhaltlichen Vertiefung der FAP-Methodik – unsere Therapiebeziehungen wie auch unsere eigenen Begegnungen als „sozialen Mikrokosmos“ erforschen. Wir werden entdecken, wie sich in diesen Kontakten emotionale und zwischenmenschliche Probleme manifestieren, aber auch transformieren können (Bewusstheit). Wir werden uns fragen, wie wir gezielt emotionale Risiken eingehen und uns als authentische, reale Personen zeigen können (Mut), damit wir mit unseren Klienten die Art von intensiven und intimen Beziehungen entwickeln können, die ihrem Wachstum am besten dienen (therapeutische Liebe).


W 19 Sprechen Sie nicht zum Reptilgehirn traumatisierter Patienten – es versteht Sie nicht. Passgenaue Interventionen nach der Polyvagal-Theorie von Stephen Porges.
DP Ralf Steinkopff, Berlin

Die Polyvagaltheorie erklärt, warum traumatisierte Patienten manchmal im Flucht-Angriffs-Reflex sind, andere Male dissoziieren oder abschalten. In solchen Zuständen haben verbale Interventionen keinen Sinn, da sie den Patienten nicht zugänglich sind. Ebenso kann dann Entspannung, Meditation etc. kontraindiziert sein. Erst müssen solche Patienten wieder in den Zustand des sozialen Kontaktsystems versetzt werden. Der Workshop erläutert die komplexe Theorie auf sehr verständliche und praktische Weise. Das Vorgehen wird demonstriert und geübt. Erfahrungen der Teilnehmer können einfließen.


W 20 Lieben und loslassen in der Schmerzpsychotherapie mit der ACT-Matrix und der Emotion Efficacy Therapy
DP Dr. Claudia China, Lübeck

Im Umgang mit chronischen Schmerzen ist der Behandlungs-focus von zentraler Bedeutung. Die Funktionsfähigkeit der Betroffenen hängt maßgeblich von ihrer Bereitschaft ab, ein Leben auch mit Schmerzen zu gestalten. Die Akzeptanz- und Commitment Therapie (ACT) geht davon aus, dass menschliches Leben unausweichlich mit Erfahrungen von Schmerz verbunden ist. Frustrane Bemühungen, dem zu entgehen, führen oft zu anhaltendem Leiden und einem Verlust des Engagements für die persönlichen Werte, und damit zu einem Verlust von Lebensqualität. Die Emotion Efficacy Therapie stellt den Betroffenen in diesem Zusammenhang ein Skillstraining für den Umgang mit belastenden Emotionen / Schmerz zur Verfügung. Mit Hilfe der ACT-Matrix trainieren PatientInnen zu unterscheiden, ob sie mit ihrem Handeln möglicherweise selbstschädigende Teufelskreise befeuern, oder ob sie sich für die Dinge in ihrem Leben engagieren, die ihnen bedeutsam sind.


W21 Einführung in EMDR
Christof Eschenröder, Bremen

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) ist ein von Francine Shapiro begründetes therapeutisches Verfahren, das in verschiedene psychotherapeutische Grundorientierungen integriert werden kann. EMDR gehört zu den wirksamsten Methoden zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen; es kann aber auch zur Behandlung anderer Störungen (z. B. Phobien) eingesetzt werden. In diesem Seminar werden die theoretischen Grundannahmen und das praktische Vorgehen in der EMDR erläutert und demonstriert. Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit anderen Ansätzen der Traumatherapie werden dargestellt.


WS 22 Taiji und Qigong als Achtsamkeitsmethoden in Bewegung
Wolf-Ulrich Scholz, Frankfurt/M.

Einfache Bewegungsmeditationen aus der Tradition von Taijiquan und Qigong werden als Methoden, Achtsamkeit in Bewegung zu fördern, vorgestellt und geübt. Der Workshop bietet eine praktische Einführung in einige präventiv wirksame Formen, ohne Vorkenntnisse zu erfordern.


WS 23 Spannungsregulation für Zwischendurch
Wolf-Ulrich Scholz, Frankfurt/M.

Zwischen einer Therapie- oder Beratungsstunde und der nächsten zwischendurch mal entspannen oder sich regenerieren. Dafür bietet dieser Workshop einige kurze Methoden zur Auswahl an. Außerdem werden Kriterien erläutert, nach denen die eine oder andere dieser Methoden zur Spannungsregulation für Zwischendurch besser ausgewählt werden können.


WS 24 Sich dem Körper liebevoll zuwenden – mit Körperarbeit Akzeptanz und (Selbst-) Mitgefühl üben
Dr.med. Herbert Assaloni, Winterthur

Bestimmte Prinzipien der Breema-Körperarbeit können uns dabei unterstützen, die Qualitäten von Akzeptanz und (Selbst-) Mitgefühl zu üben und zu kultivieren. Den Körper mit Gewicht, Atmung, Haltung, Bewegung, Gesichtsausdruck und Stimme, wahrzunehmen, bringt uns in die Gegenwart. Wenn wir präsent und im Kontakt mit unserer körperlichen Erfahrung sind, schweifen unsere Gedanken und Gefühle weniger automatisch in die Vergangenheit und Zukunft. Einfache Selbstberührungen, Meditationen und Partnerübungen sollen dies erfahrbar machen.


WS 25 Behandlung posttraumatischer Belastungs-störungen im siebenstufigen Behandlungskonzept SBK
Dr. Georg Pieper, Friebertshausen

Das SBK ist ein verhaltenstherapeutisches mit EMDR kombiniertes Behandlungskonzept, das traumatisierten Patienten die Chance ermöglicht, ihre traumatischen Erlebnisse und die daraus entstandene Symptomatik aktiv und konfrontativ anzugehen und Wege zu entwickeln, die traumatische Erfahrung zu bewältigen und hinter sich zu lassen. Die häufig stark ausgeprägte Vermeidungssymptomatik soll durch eine aktive Auseinandersetzung mit den Geschehnissen aufgelöst werden, um den Betroffenen neue Freiheitsgrade in der Lebensgestaltung zu ermöglichen. Im WS werden zunächst die Definition der PTBS, Ätiologie, Prävalenz, Komorbidität und generelle Strategien der Therapie vorgestellt. Anschließend werden die Stufen des SBK besprochen: – Stabilisierung, Exploration und Diagnostik- Vermittlung des Therapierationals- Kontrollierte Traumaexposition- Exposition in sensu- EMDR- Exposition in vivo- NachbesprechungMethoden: Vortrag, Videodemonstrationen aus Behandlungen des Kursleiters, Diskussion, Verteilung von ausführlichen Seminarunterlagen. Die kontrollierte Traumaexposition KTE wird in Kleingruppen geübt. Ziel: Teilnehmer sollen einen umfassenden Überblick über das Störungsbild und über die einzelnen Therapiebausteine erhalten und die KTE selbständig anwenden können.

WS 26 Schäm Dich! Vom mutigen und wohlwollenden Umgang mit der Scham in der therapeutischen Beziehung
Ralf Steinkopff, Berlin & Dr.med. Herbert Assaloni, Winterthur

Scham ist die Emotion, die am häufigsten in Therapiesitzungen übersehen und vermieden wird. Sie ist verbunden mit destruktiven Selbstannahmen und automatischen Vermeidungs-reaktionen. Scham kann allerdings auch nützliche Funktionen im sozialen Kontext erfüllen – wenn sie nicht vermieden wird. Wir möchten im Workshop erfahrbar machen, wie durch eine achtsame, mutige und wohlwollende therapeutische Haltung dazu eingeladen werden kann, schambesetzte Themen zu erkunden und wie wir flexibel auf Schamgefühle und reaktives Vermeidungsverhalten reagieren können, wenn diese den therapeutischen Prozess blockieren. Praktische Übungen mit der eigenen Scham werden im Mittelpunkt stehen.


WS 27 Schematherapie in der Praxis: Selbsterfahrung und Supervision für Einsteiger und Fortgeschrittene
DP Wolfgang Beth, Erlangen

Schematherapie ist gut geeignet biographisch mitbedingte Verhaltensmuster zu ergründen und zu ändern. Ein Schwerpunkt der Therapie liegt in der emotionalen Aktivierung z.B. durch Rollenspiele, Imagination und Bedürfnisorientierung. In schwierigen Therapiesituationen kann die wertschätzende Betrachtung, Einordnung und empathische Konfrontation von problematischem Verhalten (z.B. Aggressivität oder Vermeidung) dem Prozess entweder nutzen oder mindestens die therapeutische Hilflosigkeit vermindern. Im Kurs besteht nach Bedarf die Möglichkeit, Schematherapie am eigenen Erleben kennenzulernen oder auch eigene Fälle zur Supervision einzubringen, um diese unter schematherapeutischen Gesichtspunkten zu betrachten.


WS 28 Trainingsprogramm zur Förderung salutogener Ressourcen (TFSR)
Prof. Dr. Ralf Viehhauser

Das TFSR ist ein gesundheitspsychologisch fundiertes, ressourcenorientiertes Trainingsprogramm zur psychologischen Gesundheitsförderung. Die inhaltlichen Ziele und Übungsbausteine sind konsequent aus den Ergebnissen einer salutogenetisch orientierten Forschung zu gesundheitlichen Protektivfaktoren abgeleitet (Näheres siehe Plenumsvortrag und Zeitschrift der DG-E e.V., Ausgabe 33). Im Workshop wird eine grundlegende Einführung in das TFSR gegeben. Neben kurzen Erläuterungen der jeweiligen theoretischen Hintergründe werden die wichtigsten Übungen des Programms gemeinsam durchgeführt sowie die für eine eigenständige Anleitung des Trainings notwendigen didaktischen Hinweise vermittelt.

WS 29 In Liebe loslassen – Systemische Aufstellungen zu Abschiedsprozessen
DP Eckard Nass und Päd. Elvira Nass

Mit den Systemischen Aufstellungen zu Abschiedsprozessen geben wir den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, Abschieds-prozesse aus einer Haltung der Akzeptanz und der Liebe zu vollenden und sich mit ihnen zu versöhnen. Dabei werden wir Angebote, machen, hilfreiche und stärkende Ressourcen einzubeziehen. Zum Schutz der TeilnehmerInnen bieten wir an, die Aufstellungen ohne Nennung des Inhalts, also nur mit Kennzeichnung durch Buchstaben durchzuführen.


WS 30 Kraftquelle Musik „How making music benefits your brain“
Dipl.Ing. Caspar Harbeke, Bad Zwesten

Emotion, Spaß, Salutogenese – Musik hören und Musik machen gehört seit Jahrtausenden zu den elementaren Erlebnissen. Dem wollen wir in diesem Workshop auf den Grund gehen. Egal ob für die eigene Erfahrung oder bei Interventionen in Therapie und Coaching, in diesem Workshop können sie erlebnisnah kennenlernen, wie man auch ohne musikalische Kenntnisse gemeinsam Musik machen kann. Gezielt eingesetzte Musik weckt Emotionen, verbindet und bewegt uns unaussprechliche Themen auszudrücken, stimuliert Glückshormone und kann uns in tiefe Entspannungszustände führen. Musikinstrumente stehen zur Verfügung.

WS 33 Positive Psychologie – Zugpferd der Psychotherapie
DP Dr. Juliana Matt, Berlin

Lange galt der Blick in der Psychotherapie den negativen Emotionen. Mit dem Aufkommen der Positiven Psychologie kam es zu einem Paradigmenwechsel mit Betonung auf positive Emotionen. Inzwischen stehen sehr viel hilfreiche und wissenschaftlich geprüfte positiv-psychologische Interventionen und Ansätze für die Psychotherapie bereit. In dem WS werden verschiedene Interventionen der Positiven Psychologie vorgestellt, welche Veränderungen der Perspektiven, des Tuns und des Fühlens betreffen. Das Gelernte wird in Kleingruppen im Rahmen der Selbsterfahrung erprobt. Die Interventionen erleichtern die Psychotherapie für die Patienten und für die Psychotherapeuten.


WS 34 Den Körper lieben, sich selbst lieben und Gewicht loslassen
DP Jutta Bockhold, Oersdorf

Gewichtsreduktion ist ein sehr komplexes Thema. Mit Diäten und Sport und einigen Verhaltensänderungen allein kommt man oftmals nicht dauerhaft zum Ziel. Der Yoyo-Effekt ist fast jedem bekannt, der einmal eine Diät versucht hat. Menschen, die langjährig übergewichtig sind, haben Stress und Traumata durch und mit ihrem Gewicht erlebt. Chronischer Stress erzeugt hohe Cortisol Level und diese führen zur Gewichtszunahme! In diesem Seminar möchte ich Wege aufzeigen, wie man durch achtsamen und liebevollen Umgang mit sich, mit falschen Glaubenssätzen, Stressreduktion und energetischer Psychologie auch ohne spezielle Diät abnehmen kann.


Offener Morgen-WS Yoga: Achtsam und wach den Tag beginnen
DP Thomas Richter, Bielefeld

Yoga ist nicht nur eine Entspannungsmethode und auch nicht einfach Gymnastik, sondern ein komplexe, wissenschaftlich inzwischen gut überprüfte Methode mit vielfältigen positiven Wirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit. Wir werden mit unseren Yogaübungen (Asanas und Pranayama) den Kreislauf anregen, die Muskulatur dehnen, kräftigen und achtsam den Tag beginnen. Yoga-Beginner können einmal hinein schnuppern in dieses differenzierte Übungssystem, Geübtere die eine oder andere Übung auffrischen. Und alle werden am Schluss hellwach in den neuen Tag gehen!


Offener Mittags-WS Aktivmeditation „Vier Himmelsrichtungen“
DP Bernd Kuchenbecker, Lüneburg

„Meditation of the directions“ des marokkanischen Sufi Lehrers und Psychologen Jabrane Sebnat ist seit den Achtzigern im therapeutischen und Gruppen-Kontext eine populäre Bewegungsmeditation, die Elemente des Derwischtanzes, des rhythmischen Atmens „Dhikr“ mit Anklängen anderer Traditionen verbindet. Sie eignet sich gut, um sich auszurichten, zu spüren, Balance zu finden, abzugrenzen bei gleichzeitiger Offenheit. Wir werden sowohl die klassische Form zur melodisch-fließenden Trommel-Piano-Musik praktizieren als auch im Freien Varianten kennenlernen, geleitet all-ein vom tönenden Atemrhythmus.

Abendveranstaltungen

Sonntag:
Tanz in den Mai
mit Doc Horn and the Hornbabes

Montag:
Ahnenworkshop
DP Eckard & Päd. Elvira Nass
In diesem Abendworkshop bieten wir den TeilnehmerInnen an, in einer Mini-Aufstellung die stärkenden Botschaften der positiven männlichen und der positiven weiblichen Ahnen zu erkunden und zu integrieren. (ca. 60 Min.)

Dienstag:
Langer (Stumm-)Filmabend zur Geschichte der Hypnose Einführungsvorträge
DP Björn Husmann
Anhand von vier eindrucksvollen aber z.T. auch verstörenden historischen Film-Dokumenten werden die psychotherapeutische Rolle und das Verständnis der Hypnose zur Zeit des ersten Weltkrieges sowie in der NS-Zeit thematisiert.- Funktionell-motorische Reiz- und Lähmungszustände bei Kriegsteilnehmern und deren Heilung durch Suggestion in Hypnose (ca. 1917, 11:06 Min.)- Reservelazarett Hornberg im Schwarzwald – Behandlung der Kriegsneurotiker (ca. 1918, 5:10 Min)- Mayer, L. (1936). Zur Phänomenologie des Hypnotismus (78 Min.)- Mayer, L. (1936). Versuche zur forensischen Bedeutung der Hypnose (gekürzt, ca. 20 Min.)Kurze Einführungsvorträge zu den Filmen, in denen über den jeweiligen Entstehungskontext, die filmische Inszenierung, die Akteure, Besonderheiten der Inhalte usw. informiert wird, werden zum besseren Verständnis und zur klareren Einordnung beitragen. Den Abschluss dieses mit Pause etwa dreistündigen, langen Filmabends soll eine gemeinsame Diskussion bilden.

Donnerstag:
Drumcircle
mit Peter Kaiser

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